Wolfsburg: Greenpeace demonstriert vor Werkstor von VW

Watching Developments At Volkswagen AG's Headquarters As New Chief Executive Officer Expected To Be Named
Watching Developments At Volkswagen AG's Headquarters As New Chief Executive Officer Expected To Be NamedBloomberg
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Die Umweltschutzorganisation fordert, dass der Autobauer die betroffenen Pkw in Deutschland zurückrufen soll. Das US-Justizministerium ermittelt in Sachen Gesundheitsgefährdung.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat am Freitag am Sitz von Volkswagen in Wolfsburg gegen die ihrer Ansicht nach anhaltende Verharmlosung der Umwelt- und Gesundheitsfolgen durch Autohersteller demonstriert. Vor dem Werkstor versammelten sich nach Angaben eines Sprechers zwölf Aktivisten und forderten auf einem Banner "Schluss mit Lügen". VW habe die Bevölkerung über die Gesundheitsgefahr seiner Dieselwagen belogen, sagte Greenpeace-Mobilitätsexperte Daniel Moser. Volkswagen müsse auch die in Deutschland betroffenen Autos schnellstmöglich zurückrufen und wenn nötig stilllegen.

Moser erklärte, seine Organisation und andere Umweltverbände wiesen schon lange darauf hin, dass die offiziellen Angaben von Autokonzernen zu Schadstoffen und Verbrauch in der Realität deutlich höher lägen. Die Hersteller hätten mit ihrer Lobbymacht erfolgreich Testzyklen durchgesetzt, die mit dem regulären Fahrbetrieb kaum mehr etwas gemeinsam hätten. Moser forderte die Bundesregierung auf, dieser "flächendeckenden Verbrauchertäuschung" ein Ende zu setzen.

USA will Auswirkungen auf Gesundheit prüfen

Auch die US-Regierung will die gesundheitlichen Auswirkungen des Abgas-Skandals bei Volkswagen-Fahrzeugen genau prüfen. "Wir nehmen diese Anschuldigungen und ihre möglichen Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und die Luftverschmutzung in den USA sehr ernst", erklärte ein Sprecher des US-Justizministeriums am Donnerstag in Washington. Das Ministerium arbeite bei der Aufklärung eng mit der US-Umweltbehörde (EPA) zusammen.

Die EPA hatte vergangene Woche aufgedeckt, dass bei VW-Dieselfahrzeugen die Abgaswerte manipuliert worden waren. Der Aufsichtsrat von Volkswagen will am Freitag über Winterkorns Nachfolger entscheiden. Medienberichten zufolge gilt Porsche-Chef Matthias Müller als Favorit.

Wenig Vertrauen in Autohersteller

Nach einer Umfrage des ZDF-Politbarometer zum Thema VW gehen 54 Prozent der Befragten davon aus, dass die Manipulationen VW dauerhaft schaden werden, 44 Prozent glauben das nicht. Das Vertrauen in die Angaben von Autoherstellern ist demnach generell nicht sehr groß: 76 Prozent sind der Meinung, dass bei Abgaswerten sehr häufig (29 Prozent) oder häufig (48 Prozent) Falschangaben gemacht werden.

Außerdem zeigt eine aktualisierte Studie des Forschungsinstituts ICCT, dass auch der CO2-Ausstoß in echten Fahrsituationen um rund 40 Prozent über den Hersteller-Angaben aus Labortests liegt. Diese Differenz habe sich damit seit 2001 vervierfacht. Seit 2010 gebe es damit in der Realität praktisch keine Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes bei Autos.

(APA/AFP)

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