Hinweise gab es seit 2007: Wieso überhörte VW so viele Warnungen?

Bislang ist es nur ein Kratzen an der Oberfläche, die Enthüllungen haben es aber schon jetzt in sich.

Die interne Revision bei Volkswagen ermittelt seit Tagen, wühlt sich durch Mails und Sitzungsprotokolle. Dabei stießen die VW-Fahnder auf brisante Dokumente. Offenbar wusste man auch in obersten Manager-Kreisen schon seit 2007 von den Abgas-Manipulationen.

Es geht unter anderem um ein Schreiben von Bosch aus dem Jahr 2007, als die verbotene Software von VW eingebaut wurde. Bosch hatte die Software an Volkswagen geliefert, die allerdings nur für Testzwecke und nicht für den normalen Fahrbetrieb vorgesehen war.

Nach BILD-am-SONNTAG-Informationen teilte Bosch damals Volkswagen mit, dass der geplante Einsatz gesetzwidrig sei. Wusste der Zulieferer-Riese vom kriminellen Treiben seines Kunden? Und wie reagierte VW auf die Warnung von Bosch? „Im Rahmen der Geschäftsbeziehung mit Volkswagen sind wir zur Vertraulichkeit verpflichtet“, sagt ein Sprecher des Stuttgarter Unternehmen auf Anfrage.

Der Vorgang zeigt: Der Kreis der Eingeweihten bei VW muss größer sein als bislang angenommen, wenn selbst der Zulieferer über die Machenschaften informiert war.

Spätestens aber als ein VW-Techniker 2011 vor den illegalen Praktiken bei Abgaswerten warnte, hätte man reagieren müssen.

Dies gehe aus einem ersten Prüfbericht der internen Revision des Autobauers hervor, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unter Berufung auf Aufsichtsratskreise.

Den Kontrolleuren seien diese Ergebnisse am Freitag in ihrer Sitzung vorgelegt worden, ohne dass geklärt worden sei, warum die Warnung seinerzeit ohne Folgen geblieben sei und wer alles davon erfahren habe.

Wieso überhörte VW so viele Warnungen?

Fakt ist: Spätestens seit Mai 2014, der Zeitpunkt an dem die US-Umweltbehörde Volkswagen auf die Schliche kam, müssen auch die Manager von den Manipulationen gewusst haben. Denn Warnhinweise gab es nach Wolfsburg und auch Reaktionen.

Sollten die externen Ermittler Belege für ein Fehlverhalten aktueller oder ehemaliger Vorstände finden, drohten den Managern Schadensersatzforderungen des Konzerns, berichtet das Blatt.

Volkswagen hat nach Untersuchungen der US-Umweltschutzbehörde EPA eingeräumt, dass mit Hilfe einer Software Abgaskontrollen von Diesel-Fahrzeugen manipuliert wurden.

Auf das Unternehmen kommen deswegen Milliardenlasten zu.

Der langjährige Konzernchef Martin Winterkorn musste seinen Posten räumen. Er wurde am Freitag durch den bisherigen Porsche-Boss Matthias Müller ersetzt.

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